„#Beliebige Marke einsetzen#-Bier vom Fass“ – sehr oft nicht nur ein Qualitätsmerkmal, sondern auch eine Einladung an den potenziellen Gast, der durstig und hungrig ein Lokal passiert und plötzlich von der funkelnden Bier-Reklame zu einem Einkehrschwung verleitet wird. Das frisch gezapfte, perfekt ausbalancierte Bier vom Fass, in angenehmer Atmosphäre und mit lässigen Menschen genossen, ist im Prinzip die Quintessenz dessen, wofür Bier (zumindest nach zeitgenössischen Gegebenheiten) eigentlich geschaffen wurde. War es noch bis vor wenigen hundert Jahren hauptsächlich „Nahrungsmittel“, so erfüllt es heute naturgemäß andere Zwecke als Genussmittel, Feierabendgetränk, Speisenbegleiter oder schlichtweg als etwas, das man öffnet, um das Leben zu feiern.
Doch um den Gerstensaft nicht ausschließlich bis in hohe Sphären zu loben und den Faden gemäß der Überschrift dieses Kommentars nicht zu verlieren, gehe ich nun genau auf das Thema ein: Fassbier – Show auf jeder Party, fixer Begleiter eines Kneipenbesuches und immer ein Garant für vermehrten Genuss und damit auch Verkauf in der Gastronomie. Letzteres trifft jedoch leider nicht immer zu – Schankfehler und -sünden sind leider manchmal Garant dafür, dass das kühle Blonde (oder auch Anders-Farbige) nicht in der gewünschten und optimalen Qualität zum Gast gelangt. Dieser Befund ist sehr schade, da so ein hochwertiges Erzeugnis quasi auf den „letzten Metern“ abgewertet oder gar ganz entwertet wird. Jeder in der Produktionskette davor, vom Bauer bis zum Brauer, hat sich, nach bestem Wissen und Gewissen, Mühe gegeben, das Beste aus den verfügbaren Ressourcen zu machen. Mangelnde Schankhygiene (also fehlende regelmäßige Reinigung), mangelnde Schanktechnik oder auch fehlende Aufmerksamkeit führen oft dazu, dass der Publikumsmagnet „Fassbier“ eher kontraproduktiv wirkt. Ich persönlich bin beispielsweise manchmal überrascht, warum in Gaststätten von den Stammgästen kein Fassbier, sondern der selbe Typus aus der Flasche konsumiert wird (meistens auch direkt aus der Flasche – aber Glaskultur ist ein anderes Thema). Dabei könnte genau das Gegenteil der Fall sein. Wie oft hört man bei Gesprächen unter potenziellen Bierliebhabern den Satz: „Da können wir hingehen, der hat ein gutes Bier!“. Oft ist es dasselbe wie jenes, das der Mitbewerber in hundert Metern Entfernung anbietet. Die Alleinstellungsmerkmale sind oft einfach Hygiene, Sorgfalt und richtige technische und persönliche Einstellung, sowohl durch die Brauerei, als auch durch den Kunden. Diese Qualitäten merkt man und wenn die Mundpropanda erst einmal viral geht hat man viele potenzielle Neukunden gewonnen. Bei einer Bündelung der Kräfte von beiden Protagonisten könnte das frische Bier vom Fass wesentlich mehr zu wirtschaftlichem Erfolg führen als jedes Werbesujet, jedes Bierdeckelgewinnspiel oder jeder TV-Werbespot.
Ein Beispiel dafür ist eine Münchner Großbrauerei (übrigens auch die älteste in der Weißwurstmetropole), von der immer wieder gern behauptet wird, sie mache „keine Werbung“. Dies ist nur bedingt richtig – sie investiert ihr Werbebudget nämlich zu einem großen Teil in die Gastronomie. So kann sichergestellt werden, dass jedes Wirtshaus, das Augustiner Bräu (man kann es beim Namen nennen) aus den Zapfhähnen fließen lässt, stets sauber und gut arbeitet und so jedes Glas Bier als Botschafter und Aushängeschild der Brauerei gesehen werden kann.
Abschließend kann festgehalten werden, dass gepflegtes Bier vom Fass, ansprechend gezapft, in einem passenden Glas präsentiert, der beste Werbeträger für die Brauerei und einen Gastwirt ist und eine dahingehende Investition auf Dauer sicher förderlich ist. Denn insgeheim ist die perfekte Schaumkrone immer noch der beste Markenbotschafter.