Stanglpass

Stell dir vor, du wirst Meister und keiner geht hin – zur Situation in Salzburg

Viertelfinale im ÖFB-Cup, Wals-Siezenheim: Red Bull Salzburg, der amtierende österreichische Meister und Cupsieger, Europa League-Achtelfinalist und aktuell überlegene Tabellenführer in der höchsten österreichischen Spielklasse spielt vor eigenem Publikum gegen den Drittligisten SK Austria Klagenfurt und schlägt diesen erwartungsgemäß mit 7:0. Vor eigenem Publikum? Diese Feststellung lässt sich nur schwer bestätigen, haben sich doch an diesem (zugegebenermaßen bitterkalten) Februar-Abend nur sage und schreibe 1.535 Menschen in die über 30.000 Zuschauer fassende EM-Arena verirrt. Auch wenn bei mehr als 10 Grad unter dem Gefrierpunkt schon einige Schichten mehr notwendig waren, um sich an der Veranstaltung zu erwärmen und der Gegner nicht allzu hochkarätig war, bleibt ein fader Beigeschmack.

Das Team schwimmt auf der Erfolgswelle, eliminiert mit Real Sociedad einen gestandenen spanischen Erstligisten im Europacup und überzeugt noch dazu mit attraktivem Fußball. Interessiert das keinen bzw. immer weniger fußballbegeisterte Mozartstädter? Können diese sich nicht mehr mit ihrem Multikulti-Team identifizieren?

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Blickt man auf den Zuschauerschnitt der vergangenen Jahre in der Salzburger Bullen-Arena so fällt auf, dass trotz konstanter Top-Leistungen ein Negativtrend zu verzeichnen ist. Während in der Spielzeit 2014/15 noch im Schnitt 10.973 Anhänger die Spiele der Bullen verfolgten, so waren es in der vergangenen Saison, trotz Meisterschaft, nur noch 8.260. In der abgelaufenen Spielzeit verirrten sich sogar nur 6.242 Dosenklub-Aficionados zu den Spielen der Bullen (Quelle: transfermarkt.at, Stand: 05.03.2018). Woran liegt das? Natürlich kann argumentiert werden, dass die wärmere Jahreszeit den Schnitt eventuell noch heben könnte und besonders die Vorrunde, die man ja als Zweiter hinter Sturm Graz beendete, nicht ganz so perfekt verlief. Dies allein als Grund für diesen eklatanten Zuschauerrückgang anzuführen entspricht jedoch nicht ganz der Wahrheit. Vielleicht fehlen dem Klub die in der heutigen, hochtechnologischen Fußballwelt immer weniger werdenden „echten Typen“ wie einst Kevin Kampl oder Sadio Mané als Identifikationsfiguren in der Mannschaft . Womöglich war die letzte dieser schillernden Persönlichkeiten der Katalane Jonathan Soriano, der zwar sportlich gut, aber als Fanmagnet noch nicht ersetzt werden konnte.

Oder ist die österreichische Meisterschaft schlichtweg nicht spannend, aufregend und abwechslungsreich genug für das nach Events dürstende Salzburger Publikum? Hier könnte der ab dem nächsten Jahr geltende, ein bisschen von der Eishockey-Liga abgepauste Modus mit Meister- und Qualifikationsgruppe in der Bundesliga Abhilfe schaffen. Wie fair die Bewertung eines konstant über die ganze Saison gelieferten Leistungsniveaus dann ist, sei dahingestellt. Jedenfalls spielt man nicht mehr ganz so oft gegen St. Pölten oder Wolfsberg.

Fix ist jedenfalls, dass die Arena in Wals-Siezenheim am 15. März im Europa League-Viertelfinal-Rückspiel äußerst gut besucht sein wird, auch wenn es vielleicht nach dem Rückspiel für die Salzburger um nicht mehr allzu viel geht (was wir natürlich nicht hoffen). Die Prominenz des Gegners macht es möglich und so lässt sich diese Partie des „FC Salzburg“ (wie er ja im Europacup genannt werden muss) durchaus als ein des Hauptsponsors würdiges Event verkaufen, dass dem Stadion und der anspruchsvollen Fanbase in der Mozartstadt gerecht wird. Das Beste zum Schluss: den Treuesten der Treuen (also den Abonnenten) wird beim Ticketverkauf der Vortritt gewährt. Die blau-silbern glitzernde Dosen-Welt ist also doch noch in Ordnung.

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