Briefe vom Katzentisch

Wenigstens ist was los…

Hach, was war der vergangene Samstag medial gesehen für ein Großkampftag. Erst das bange Warten auf die Statements unserer höchsten Würdenträger, dann ein mäßig spannendes Bundesliga-Finale in Deutschland mit Meisterfeiern, Sommerfußball aber (fast) ohne Tränen und zum Abschluss der Eurovision Song Contest, das alljährlich stattfindende ethnografische Panoptikum des Pop. Während sowohl der germanische Fußballmeister als auch der siegreiche Musikant sehr vorhersehbar waren stellte sich das, was sich im ersten Wiener Gemeindebezirk abspielte, wie ein schlechter Krimi aus dem Morast der österreichischen Innenpolitik dar.

Nach dem „Ibiza-Gate“ und dem Rücktritt von HC Strache wartete das ganze Land sehnsüchtig auf das Statement des Regierungschefs, während dieser wahrscheinlich an der Eröffnungsrede seines kommenden Wahlkampfes feilte. Eines muss man der One-Man-Show alias Sebastian Kurz lassen: die Message-Control funktioniert auch in Notsituationen ausgezeichnet. Mittlerweile wurden alle FPÖ-Minister inklusive Sesselkleber Herbert Kickl recht unelegant ihres Amtes enthoben und die erbärmliche politische Landschaft steht vor einem Haufen aus Trümmern und entleerten Schmutzkübeln. Es bleibt interessant zu beobachten, wer sich aus diesem die wertvollsten Teile schnappt und es schafft, diese auch in mundgerechter Form wieder an das Volk zu bringen. Denn die Opposition im Allgemeinen und ihr größter Vertreter im Parlament im Speziellen wirkt im Moment eher wie ein bellender Hund, dessen Bissfestigkeit nicht wirklich al dente zu sein scheint.

 

Ein paar interessante Fragen stellen sich auch abseits der kommenden Wahlkampfstrategien. So erschließt sich uns die Rolle von Jan Böhmermann noch genauso wenig wie die Sinnhaftigkeit seines Countdowns. Sind die Aussagen von Joschi und HC auf Ibiza ein generelles Sittenbild der österreichischen Politik? Hätte der russische Lockvogel auch jeden anderen, der am Wassertrog der Macht hockt, treffen können? Und: Ist da am kommenden Sonntag nicht auch irgendeine andere Wahl? Der Spannungsbogen ist auf alle Fälle mehr denn je vorhanden und zieht sich sicherlich noch länger hin. Und auch wenn die Politikverdrossenheit in unserer Obstrepublik tendenziell eher größer werden wird, sagen sich Herr und Frau Österreicher: „Wenigstens ist was los!“

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Hohes Haus?                                                                                                                                 Foto: Pixabay

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